Steinzeitgrabung vor Stohl

Die bisher ältesten Knochen vom Menschen in Schleswig-Holstein wurden vor der Ostseeküste bei Stohl während der Grabung einer steinzeitlichen Siedlung entdeckt. Im Juni 2012 bargen Forschungstaucher und Studierende des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), darunter auch Mitglieder der AMLA, diese Knochen und weitere archäologische Funde aus sechs Metern Wassertiefe. Entdeckt wurde der Platz im Herbst 2011 durch die Berufstaucher Rolf und Gerald Lorenz.

Eine Besonderheit dieses Fundplatzes aus mesolithischer Zeit (im Norden ca. 9600 bis 4100 vor Christus) sind die guten Erhaltungsbedingungen, sagt die Projektleiterin Julia Goldhammer: „Das liegt am Luftabschluss unter Wasser, wodurch organische Funde wie hölzerne Sprossen von Aalstechern oder Fragmente eines Einbaums in sehr gutem Zustand sind.“ Ebenso wurden Knochen verschiedener Meeresfische, See- und Landsäugetiere sowie Reste von Haselnüssen und Muscheln entdeckt. Weiterhin fanden die Archäologinnen und Archäologen Flintgeräte wie Beile, Klingen und Pfeilspitzen.
Eine weitere Besonderheit ist das hohe Alter des Siedlungsplatzes - die Fundstelle ist nach ersten Datierungsergebnissen rund 7400 Jahre alt. Aus dieser prähistorischen Epoche, der ältesten Ertebøllephase, ist an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste bisher noch wenig bekannt.


 

Ermöglicht wurde das Grabungsprojekt durch die Kooperation des Instituts für Ur- und Frühgeschichte mit dem Forschungstauchzentrum der CAU zu Kiel und dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein sowie durch eine Spende der Archäologischen Gesellschaft Schleswig-Holstein e.V. Die Leitung hatte Julia Goldhammer inne, beteiligt waren außerdem Florian Huber vom Institut für Ur- und Frühgeschichte sowie Sönke Hartz vom Archäologischen Landesmuseum der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen.