Funktionen von Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins |
Die Untersuchungen zu Land wurden während des Projektes mithilfe eines standardisierten Schemas vollzogen. Nach der Aufnahme der Morphologie und Vegetation der Inseln folgten die systematische Sammlung oberflächlicher Funde sowie einige Bohrungen zur Lokalisierung von Torf- und archäologischen Fundschichten. Aus diesen Schichten konnten Proben zur 14C-Datierung sowie zur Pollenanalyse gewonnen werden. Insgesamt wurden dabei auf 91% der Inseln menschliche Aktivitäten nachgewiesen. Die dabei aufgenommenen Funde datieren von der Stein- bis in die Neuzeit.
Bei den subaquatischen Untersuchungen des Großen Plöner Sees in der Nähe der Insel Olsborg konnten die Forschungstaucher der AMLA insgesamt 80 Holzpfähle lokalisieren, welche sich in einer Reihe an der Abbruchkante der Insel befanden. Da dendrochronologische Untersuchungen keine Ergebnisse erbrachten, wurden zwei der Pfähle mittels 14C-Analyse auf einen Zeitraum von 1063-1155 cal AD datiert. Nach dem momentanen Erkenntnisstand muss es sich demnach bei dieser Pfahlreihe um eine slawenzeitliche Uferbefestigung handeln. Ihre heutige Position im Wasser legt die Vermutung nahe, dass die Insel in slawischer Zeit eine weitaus größere Ausdehnung besessen haben muss. Dies änderte sich erst durch eine künstliche Aufstauung des Sees, was ebenso auch an rekonstruierten Wasserständen bei Bosau erkannt werden kann. In unmittelbarer Umgebung der Befestigung konnten die Taucher zusätzlich einige Funde wie Keramik oder Knochen bergen. Ein darunter befindlicher Pferdeschädel kann eventuell mit kultisch-religiösen Vorstellungen der Slawen in Verbindung gebracht werden.
Stolper See Bereits 1974 wurde bei echographischen Untersuchungen des Stolper Sees ein knapp bis an die Wasseroberfläche reichender Hügel entdeckt. Anhand von Bohr- und Vermessungsergebnissen konnte eine anthropogene Aufschüttung ausgeschlossen werden. Stattdessen handelt es sich hierbei um eine Kame, also eine Erhebung, welche sich durch glazialfluviale Prozesse gebildet hat. Da dort bereits aus Altgrabungen Pfostenreste bekannt waren, wurden an insgesamt fünf Tagen im Februar und März 2008 taucharchäologische Untersuchungen durch Mitglieder der AMLA durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 25 Pfahlstümpfe auf der Kame gefunden. Eine dendrochronologische Untersuchung an vier Pfählen ergab, dass sie aus Eichenholz bestehen und im Winter 1180/1181 gefällt wurden. Da im 16. Jahrhundert der See durch den Bau der Depenauer Mühle künstlich aufgestaut wurde, lag die Kame während ihrer Benutzungszeit über dem damaligen Wasserspiegel und war somit ein strategisch günstiger Punkt für eine Befestigungsanlage. Zusammen mit weiteren Funden aus der Altgrabung muss hier von einer Motte, einer so genannten Turmhügelburg, ausgegangen werden.
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