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Funktionen von Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins PDF Drucken E-Mail

 

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Anhand weitreichender archäologischer Untersuchungen der Schleswig-Holsteinischen Seenlandschaft konnte dort bereits auf unterschiedliche Nutzungs- und Besiedlungsphasen geschlossen werden. Im Anschluss daran, wurde im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes „Funktionen von Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins“ ab Oktober 2007 begonnen, diachron die unterschiedlichen Funktionen der Inseln in einem 20 x 30 km großen Gebiet zu erforschen.  Dabei wurden sämtliche insuläre Fundplätze lokalisiert, funktional bestimmt und in einen überregionalen Kontext gestellt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie (AMLA) führten dabei in weit mehr als 200 Tauchgängen die Untersuchungen unter Wasser, sowie auch die Flachwasserprospektionen mittels ABC-Ausrüstung durch.
Die Untersuchungen zu Land wurden während des Projektes mithilfe eines standardisierten Schemas vollzogen. Nach der Aufnahme der Morphologie und Vegetation der Inseln folgten die systematische Sammlung oberflächlicher Funde sowie einige Bohrungen zur Lokalisierung von Torf- und archäologischen Fundschichten. Aus diesen Schichten konnten Proben zur 14C-Datierung sowie zur Pollenanalyse gewonnen werden. Insgesamt wurden dabei auf 91% der Inseln menschliche Aktivitäten nachgewiesen. Die dabei aufgenommenen Funde datieren von der Stein- bis in die Neuzeit.

 

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Großer Plöner See

Bei den subaquatischen Untersuchungen des Großen Plöner Sees in der Nähe der Insel Olsborg konnten die Forschungstaucher der AMLA insgesamt 80 Holzpfähle lokalisieren, welche sich in einer Reihe an der Abbruchkante der Insel befanden. Da dendrochronologische Untersuchungen keine Ergebnisse erbrachten, wurden zwei der Pfähle mittels 14C-Analyse auf einen Zeitraum von 1063-1155 cal AD datiert. Nach dem momentanen Erkenntnisstand muss es sich demnach bei dieser Pfahlreihe um eine slawenzeitliche Uferbefestigung handeln. Ihre heutige Position im Wasser legt die Vermutung nahe, dass die Insel in slawischer Zeit eine weitaus größere Ausdehnung besessen haben muss. Dies änderte sich erst durch eine künstliche Aufstauung des Sees, was ebenso auch an rekonstruierten Wasserständen bei Bosau erkannt werden kann. In unmittelbarer Umgebung der Befestigung konnten die Taucher zusätzlich einige Funde wie Keramik oder Knochen bergen. Ein darunter befindlicher Pferdeschädel kann eventuell mit kultisch-religiösen Vorstellungen der Slawen in Verbindung gebracht werden.

   

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Stolper See

Bereits 1974 wurde bei echographischen Untersuchungen des Stolper Sees ein knapp bis an die Wasseroberfläche reichender Hügel entdeckt. Anhand von Bohr- und Vermessungsergebnissen konnte eine anthropogene Aufschüttung ausgeschlossen werden. Stattdessen handelt es sich hierbei um eine Kame, also eine Erhebung, welche sich durch glazialfluviale Prozesse gebildet hat. Da dort bereits aus Altgrabungen Pfostenreste bekannt waren, wurden an insgesamt fünf Tagen im Februar und März 2008 taucharchäologische Untersuchungen durch Mitglieder der AMLA durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 25 Pfahlstümpfe auf der Kame gefunden. Eine dendrochronologische Untersuchung an vier Pfählen ergab, dass sie aus Eichenholz bestehen und im Winter 1180/1181 gefällt wurden. Da im 16. Jahrhundert der See durch den Bau der Depenauer Mühle künstlich aufgestaut wurde, lag die Kame während ihrer Benutzungszeit über dem damaligen Wasserspiegel und war somit ein strategisch günstiger Punkt für eine Befestigungsanlage. Zusammen mit weiteren Funden aus der Altgrabung muss hier von einer Motte, einer so genannten Turmhügelburg, ausgegangen werden.

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Großer Eutiner See

Schon Mitte des 20. Jahrhunderts stand der Große Eutiner See und die sich darin befindende Fasaneninsel im Fokus archäologischer Untersuchungen. Im Jahr 1976 stießen Taucher der DLRG zwischen dem Festland und der Insel auf Holzpfähle und eine Kiesaufschüttung. Daraus wurde eine Verbindung, wie etwa eine Brücke oder ein Damm, zur Insel rekonstruiert, welche aufgrund einer slawischen Scherbe in das 10. Jahrhundert datiert wurde. Eine 14C Probe ergab einen Zeitraum von 780-1030 cal AD und passt somit hervorragend in die Slawenzeit.
2008 wurden erneut subaquatische Untersuchungen in diesem Bereich durch Taucher der AMLA durchgeführt. Dabei wurden zwei Pfostenreihen entdeckt, welche parallel in direkter Linie vom Festland zur Insel führen. Durch gewonnene 14C Proben, welche zwischen 966-1040 cal AD datieren, konnte die Anlage nun sicher in der mittleren Slawenzeit verortet werden.

Insgesamt betrachtet konnten bei dem Projekt „Funktionen von Inseln in den Binnengewässern der holozänen Siedlungslandschaft Schleswig-Holsteins“ viele neue Erkenntnisse an Land sowie unter Wasser gewonnen werden. Viele der älteren Forschungsergebnisse konnten dabei vervollständigt oder ergänzt werden. Die Forschungstaucher der AMLA konnten dabei durch ihren Einsatz einen großen Anteil zum gelingen dieses wichtigen Projekts beitragen.

 

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Literatur:

F. Huber/P. Lüth/M. Wiechowska, Besiedlung und Nutzung von Inseln und Seen der Ostholsteinischen Seenplatte – Ein Beitrag zur Gewässerforschung in Schleswig-Holstein. In: Förderverein des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der CAU Kiel e.V. (Hrsg.), Starigard 9 / 2008 & 2009 (Kiel 2009), 48-56.

P. Lüth, Doktorarbeit (Kiel 2011).